Meine Freude entspringt der Erlaubnis, unserem hehren Guru dienen zu dürfen
Ein kurzes Update für jene, die mit uns in welcher Verbindung auch immer stehen, da ich niemandem in der Ungewissheit ob unserer Aktivitäten lassen möchte. Während die Praxis im Stadtinstitut reduziert durch Mitglieder der Gemeinschaft stattfindet, all den Regeln des Lockdowns des Innenministeriums folgend, geht der Ausbau des Klausurinsituts nur schleppend voran aufgrund der fehlenden helfenden Hände. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir Ihre Hilfe wirklich dringend benötigen!
Persönlich, während ich mit der langen Liste an Nebenwirkungen der Chemo, sowohl der Infusionen im Spital und den zusätzlichen mehr als 30 Tabletten täglich zu arrangieren lerne und buchstäblich keine einzige Nebenwirkung in vollem Ausmaß bisher ausgelassen habe, möchte ich folgendes mit Ihnen teilen, da manche von Ihnen mit der Mühsal des Lockdowns hadern.
Oft schon habe ich gehört, oder es wurde mir angeraten, mich von der Mühsal zu entspannen oder die Dinge leichter anzugehen oder Ähnliches, auch von diversen Rinpoches. Es ist richtig, dass ich viel arbeite und in meinem Leben immer viel gearbeitet habe und “es mir nie langweilig wird”. Aber ich empfand meine Dharma Arbei nie als Mühsal.
Als ich nach Österreich kam, war da gar nichts. Ich schlief auf der Leute Couchen, da die wenigen Menschen, die meinen erhabenen Guru gebeten hatten, mich nach Österreich zu schicken, um sie auf dem Pfad zu führen, sich verflüchtigten, sobald sie die Verantwortung erkannten, die mit dieser Bitte einhergegangen war. Sie sollten mir Raum, Nahrung und auch medizinische Möglichkeiten angedeihen lassen und das war ihnen weit mehr, als sie zu tragen bereit waren.
Kurzum, da war einfach gar nichts. Aus dieser Situation heraus erwuchsen unsere Aktivitäten. Zuerst in einer Einzimmerwohnung, die als Schreinraum und auch mein Zimmer herhielt, dann in einer Übergangswohnung und als das nicht mehr tragbar wurde, suchte ich nach einem beständigen Domizil und fand das Haus in Purkersdorf gleich außerhalb von Wien, mit der Absicht, zukünftigen Schülern des Dharma aus der Stadt und Umgebung ein reines und spirituelles Dharma Zuhause, eine Dharma Familie und aufrichtige Gemeinschaft zu geben und ihnen unseren erhabenen Guru und seine herausragende Linie näher zu bringen.
Zu dieser Zeit war ich oft im Fernsehen und viele Dokus wurden und werden nach wie vor im deutschsprachigen Raum auf allen Sendern hinauf- und hinuntergespielt, was für die Bank nützlich war. Nachdem ich unserem erhabenen Guru die Unterlagen gezeigt hatte und um seinen Segen bat, ging ich zur Bank, um für Finanzierung anzusuchen. Ich hatte absolut gar nichts vorzuweisen. Das Vereinskonto nicht einmal im dreistelligen Bereich, persönlich kein eigenes Konto (und ich habe immer noch keines), aber bis an den Rand mit Segen gefüllt, erhielt ich wie von Wunderhand unseren ersten Kredit über fast eine halbe Million Euro, um das Haus zu erwerben und adaptieren zu können.
Das Haus war ein Wrack und hatte zehn Jahre leer gestanden und so steckte ich viel Liebe und noch mehr physische Arbeit hinein und adaptierte es mit meinen eigenen Händen, obwohl ich keine handwerkliche Erfahrung hatte, aber immer voll Vertrauen in unseren Liebenden Beschützer jegliche Herausforderung einfach angenommen hatte, plante die Adaptierung, Abriss, Umbau, beauftragte nur absolut notwendige Firmen für mir völlig fremde Arbeiten wie Elektrik, Gas und Wasser, und tat schließlich den Großteil der Arbeit selbst und ergab mich dem kreativen Prozess der Werdung und Durchführung. Alles: Von der Planung, Finanzierung und allem Legalen, zum Abriss, Aufbau, Innenausbau, Nähen von Brokaten, Thangkas, der Schrein und Statuen, die bemalt und verziert werden mussten, nebst der Füllung und allen Ritualen dazu, Bauen von Möbeln, Restaurieren von Antiquitäten, während ich dem Stil des Hauses gerecht werden wollte, wirklich alles eignete ich mir an und in dem, was ich nicht wusste, wies mich mein Klausurmeister Khenpo Karthar Rinpoche, oft aus der Ferne an.
Schüler kamen und gingen, aber niemand wollte sich wirklich darauf einlassen, etwas mitzutragen und mitaufzubauen, also tat ich alles einfach selbst. Das hat sich bis heute nicht verändert.
Genau fünf Jahre später fand ich schließlich jenes Haus und Grund, das ich mir immer für unsere Aktivitäten eigentlich erhofft und herbeigesehnt hatte, nachdem ich zehn Jahre danach gesucht hatte. Wiederum kontaktierte ich unseren geliebten Guru und erhielt sowohl Segen, als auch Rat, dieses Anwesen zu erwerben und ging wiederum auf die Bank, die mir, da ich weiterhin nichts außer Schulden vorzuweisen hatte, den neuen Kredit wiederum gewährte. Nun begann dasselbe Szenario wie in der Stadt, Gestalt anzunehmen, mit dem Unterschied, dass das Haus um ein Vielfaches größer ist, in viel schlechterem Zustand und weitaus älter war. Während die Villa in Purkersdorf von 1867 ist, der ich auch noch 2016 ein ganzes Stockwerk aufsetzte und wiederum so gut wie selbst den Innenausbau bewerkstelligte, für eine eigene Ebene für unseren hehren Guru, stammt unser Hof in seiner Urform angeblich aus dem 17. Jahrhundert, wurde aber immer wieder erweitert, und bestand zu zwei Drittel aus abbruchreifen landwirtschaftlichen Nebengebäuden, wie Ställen und dergleichen. Um das Haus aber wirklich zu dem zu machen, was ich bereits vor meinem geistigen Auge gesehen hatte, sobald ich den Hof das erste Mal gesehen hatte, genauso wie in Purkersdorf, das fast ebenso verlottert und verwachsen war und das ich in voller Würde vor meinen Augen bereits sah während meines ersten Besuchs, würde ich einen weiteren, den bis dato fünften Kredit aufnehmen müssen, der in Höhe alles übersteigen würde, was ich bisher gesamt angefragt hatte. So bat ich wiederum unseren Guru um seinen Segen, brachte ihm all die Fakten und Zahlen dar, er segnete mich und hieß mich an, den neuen Kredit zu beantragen, der wiederum auf höchst wundersame Weise garantiert wurde. Bis dato habe ich drei Millionen Euro bewegt, davon schulde ich noch zwei Millionen, alles aus dem Nichts heraus.
Der Ausbau konnte also beginnen und so plante ich das gesamte Projekt gemäß den Anforderungen für ein Klausurinstitut unserer Linie, beauftragte Firmen, überwachte deren Arbeit sowie die Finanzen und begann mit der physischen Arbeit nebst aller Übersetzungen der Bücher unseres Guru Vajradharas und der Übersetzung diverser Liturgien und all deren Verlegung durch unseren Eigenverlag, der Etablierung unseres sozialen Engagements und den diversen anderen Aktivitäten. Wie schon beschrieben, schwanden meine Kräfte immer mehr und dann kam der Krebs.
Und spätestens da kamen die vielen, noch viel mehr als früher, gut gemeinten Ratschläge der Leute, außer von meinem erhabenen Guru, der mich besser kennt, als ich mich selbst. Bevor ich meine erste Chemo erhielt, erhielt ich eine Sprachnachricht von ihm, in der er mich versicherte, dass er und Gegenla und alle Mönche für mich beteten und er wies mich an “stark zu sein”.
Mir hat sich der Sinn dieser wohlgemeinten Ratschläge niemals wirklich ganz erschlossen, denn: Was ist Mühsal? Was bedeutet es, sich zu entspannen? Dem Leben zu frönen und sich der uneleganten Nonchalence hinzugeben?
Landläufig würde man vermuten, dass das bedeute, Fern zu sehen, mehr zu schlafen (was ich derzeit ganz natürlich tue, denn die Chemo zwingt den Körper in den Sterbeprozeß, der mir aus der Klausur, in der ich fast starb, gut vertraut ist), ins Kino zu traben, Freunde zu treffen, im Kaffeehaus zu sitzen und dergleichen mehr, zumindest in nicht Pandemie Zeiten. Aber all das bereitet mir Stress. Ich empfinde keine Freude daran, meine Zeit mit mehr oder weniger nichtigen Aktivitäten zu vertun. Meine Freude entspringt der Erlaubnis, meinem strahlenden Guru dienen zu dürfen, meine Entspannung aus dem Entstehen seiner Vision, mein Leben ihm und seiner strahlenden Linie widmen zu dürfen. Was für die einen Mühsal ist, ist mir tiefe Freude, was anderen Entspannung, ist mir Mühsal, Einschränkung wie in Zeiten der Pandemie eine Ehre. Kurzum: unser Guru ist alles für mich. Meine Welt erwächst aus seiner Umsorge für alle Wesen, meine Entspannung aus seinem Segen. Ich entspanne in seiner überwältigenden Liebe.
Bitte sorgen Sie sich nicht um meinen zusammengesetzten Körper. Sorgen Sie sich ausschließlich um Ihre eigene Beziehung zu Guru, Buddha, Dharma und Sangha, die Reinheit Ihrer Gelübde und Versprechen, die sorgsame Eifrigkeit in Ihrer Praxis!
Mögen wir niemals der Nutzlosigkeit, in unseren hausgemachten Hamsterrädern im Kreis zu laufen, anheim fallen und anstatt dessen unsere neurotischen Muster durch freudige Liebe und Respekt für unseren hehren Guru ersetzen, um eines Tages so zu werden wie er, denn er ist die glorreiche Verkörperung aller Buddhas; der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen: Absolut frei, jenseits sozio-kultureller Blockaden und Mauern, hinter denen wir uns bis dato so erfolgreich versteckten, um eingeengt, in die Irre führenden Konzepten hinterherzujagen!
Mit Gebeten,
Photos, von oben nach unten:
Klausurinstitut, Sommer 2020
Lamala während der Chemo
Lamala am Teich mit einer unserer Katzen