Lama füreinander
Aufgrund immer wiederkehrender Anlässe möchte ich einige Worte dazu verlieren, was die Rolle von Brüdern und Schwestern im Dharma untereinander ist.
Oft bin ich in Situationen geraten, während derer Schüler einander gegenseitig belehren und dabei jeweils die Rolle des Lamas für ihr Gegenüber übernehmen.
Austausch zwischen Geschwistern im Dharma ist wichtig – seid miteinander verbunden, steht einander in Eurem alltäglichen Leben bei, helft und unterstützt einander im Familienleben, aber erhebt Euch dabei nicht – bewusst oder unbewußt – zum spirituellen Lehrer des jeweils anderen.
Dabei macht es keinen Unterschied, „wie lange“ jemand schon den Buddhadharma praktiziert, denn wir treten keinen Clubs bei, in denen wir bronze, silber oder goldene Mitgliedskarten nach der Erreichung der dafür vorgesehenen Jahre erhalten, die wir in einem Zentrum oder mit einem Lama verbracht haben.
Die Anzahl der Jahre sagt schlicht gar nichts über unsere innere, spirituelle Entwicklung Eures Herzens aus!
Sich derart zu beraten wäre so, wie wenn zwei Alkoholiker sich über Sinn und Therapie Inhalt eines Entzuges unterhalten würden. Unter Garantie plumpst ihr in die Probleme des jeweils anderen hinein und vermischt sie dann mit Euren eigenen. Anstatt dem anderen zu helfen, herauszukommen, finden sich dann plötzlich zwei Leute im Strudel der Emotionen und Verwirrungen – nicht nur der eigenen, sondern auch der des anderen und kommen noch schwerer aus dem Sog, der Euch hinunterzieht, heraus!
Deshalb meine Bitte an Euch: doktort nicht aneinander herum, sondern vertraut Euch in spirituellen Fragen Eurem Lehrer an.