Chöje Lama Palmos Beitrag zur Festschrift
Chöje Lama Palmo wurde als Ehrengast und Vortragende zu diesem Event am 3. März 2010 im Palais Ferstl eingeladen und am Ende fand eine charity statt, die zugunsten von den Aktivitäten von Chöje Lama Palmo ging.
Im Anhang drucken wir Chöje Lama Palmos Beitrag in der Festschrift des Abends ab. Thema des Abends waren “Werte” und die verschiedenen Aspekte davon wurden diskutiert und vorgetragen.
Photos der Veranstaltung können Sie in unserer Galerie einsehen.
„Lebens-Werte: Grundlage des persönlichen Glücks“
Werte sind Strukturen, Vorgehens- und Verhaltsweisen, die sich in der Vergangenheit bewährten. Es handelt sich dabei nicht um starre Konstante innerhalb der Gesellschaft, sondern um ein Gefüge, das sich an die Bedürfnisse von Menschen und Gruppierungen angleicht. Aber nicht jeder Wert ist wertvoll und erhaltenswert.
Werte sind subjektiv und obliegen dem Auge des Betrachters. Was für den einen wertvoll ist, ist dem anderen wertlos. Also unterliegt der Wert „Leben“ der Interpretation und Sichtweise des einzelnen.
Das heißt, um einen Wert als solchen zu erhalten, oder sich seiner zu entledigen, benötigt es einer Grundkonstante, die zur Entscheidungsgrundlage wird. Hier kommt Ethik ins Spiel.
Ethik ist die Fähigkeit des Menschen, aufgrund und mithilfe von Intelligenz zu entscheiden, was gut oder schlecht, recht und unrecht ist und auf Basis dieser Einschätzung Entscheidungen zu treffen.
Ethik und ethisch moralisches Verhalten, das sich daraus ableitet, ist einer der Eckpfeiler des Buddhismus. Nicht als starres Regelwerk, das es einzuhalten gilt, sondern als Einsicht in die direkte Auswirkung jeglicher Handlung auf unser eigenes Wohlergehen und Befinden. Wenn Sie so wollen, dient also ethisches Verhalten reinem Selbstschutz: dem Schutz vor der Erfahrung unerfreulicher Situationen, dem Schutz vor der Erfahrung des genauen Gegenteils dessen, wonach wir eigentlich suchen: Glück und Zufriedenheit.
Ethik hat sich durch die Geschichte der Menschheit als erhaltenswert herausgestellt. Setzen wir ethisch verantwortliche Aktivitäten, können Menschen, Länder, Gesellschaften in Frieden und Zufriedenheit funktionieren, die weitere Kreise ziehen und so die Menschen aller Herren Länder erfassen könnten. Also bedarf es der Achtsamkeit, eines weiteren Eckpfeilers des Buddhismus, um ethisch und verantwortungsvoll für alle zu entscheiden und zu handeln. Ethik und moralisch ethisches Verhalten sollten also Grundeinstellung jedes einzelnen sein und unser Tun durch den Respekt gegenüber der Welt, in der wir leben, geprägt sein.
Verfolgen wir die Nachrichten, dann werden wir zunächst mit den Ergebnissen von Handlungen der Vergangenheit konfrontiert: Umweltkatastrophen und Weltmarkteinbrüche sind die direkte Auswirkung dessen, was in der Vergangenheit gesät wurde. Wenn Märkte künstlich gepuscht, oder ganze Landschaften geflutet werden, dann ist absehbar, dass Zahlen wieder zurückgehen müssen und die Natur ins Ungleichgewicht gerät. Daraus wird ersichtlich, dass weder ethisch, noch achtsam und schon gar nicht verantwortungsvolle Entscheidungen einst getroffen wurden. Daraus sollten wir zu lernen imstande sein!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die sogenannte Sinnfrage jeden einzelnen früher oder später ergreift und Antworten einfordert. „Wer bin ich, worin liegt der Sinn in meinem Leben“, und dergleichen sind Parameter, die uns Menschen, die wir mit Verstand ausgestattet sind, irgendwann sicher ereilen. Wenn wir verstehen, dass wir Teil eines Ganzen sind, das nur dann funktioniert, wenn jeder sein „Schäuferl“ dazu beiträgt, dann löst sich die enge Sichtweise des „ich“ zugunsten von „allen“ auf. Daraus erwächst ein weiterer Lebenswert: Verantwortung.
Verantwortung ist das Erkennen, dass alles im Fluss ist, nichts stillsteht; und, dass jeder einzelne am Funktionieren des Ganzen maßgeblich beteiligt ist. Aus diesem Verständnis erwachsen auf Grundlage von ethischem Verhalten und Einschätzung Handlungen, deren Wirkung nicht nur den Entscheidungsträger, sondern auch dessen Umfeld maßgeblich beeinflussen. Verantwortung bedeutet, sich der Tragweite seiner eigenen Handlungen bewusst zu werden und ihrer allgegenwärtig zu sein.
All das ist doch eigentlich nachvollziehbar, logisch und bedürfte keiner weiteren Ausführung. All die vorangegangenen Überlegungen sind grundlegende Überlegungen, die der Buddhismus Anfängern als philosophische Betrachtungsweisen aufgibt, um die Basis zur Religion zu legen. Daraus ergibt sich, denke ich, die Beantwortung der Frage, die meine Familie mir ab und zu beschert „warum Kind, konntest Du nicht in Deinem Beruf bleiben und erfolgreich sein und wie jeder andere leben?“, ganz von selbst: in dem Erkennen und Anerkennen dieser bereits kurz ausgeführten, fundamentalen Lebenswerte von persönlicher Ethik, die in Verantwortung mündet und mit Achtsamkeit praktiziert wird, konnte ich mir selbst irgendwann nicht mehr vor mir selbst davonlaufen und nahm den Weg auf, der die direkte Konsequenz aller von der Kindheit bis ins Erwachsenen Alter Gedanken, Ansichtweisen, Überzeugungen und Vorlieben war.
Nun möchte ich Sie weder zum Buddhismus bekehren, das liegt uns Lamas oder vage übersetzt, buddhistischen Priestern fern, noch zum Mönch oder Nonne machen. Ganz im Gegenteil: ich möchte Ihnen die Betrachtung aus einer ganzheitlichen Sichtweise ermöglichen, die, wie Sie zugeben müssen, längst in uns selbst vorhanden ist und entweder noch schlummert oder schon am Funktionieren ist, aber zu oft durch kurzfristige, egoistische Entscheidungen zu Falle kommt. Ethik, moralisches Verhalten, Verantwortung und Achtsamkeit sind wahrscheinlich so etwas wie das „alter ego“, eine Stimme in uns, die ganz genau weiß, was zu tun wäre.
Ich wünsche uns allen mehr Mut, mehr Kraft und die daraus resultierenden Handlungen zum Wohle aller.
Chöje Lama Palmo