Guru Vajradhara Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoches
Segen für das Tibetisches Neujahr 2016 – Textversion

 

Heute ist der erste Tag des Feueraffen Jahres des 17. Rabjungs. Anlässlich dieses Neuen Jahres Ihnen allen die besten Grüße.

Wenn wir über Neujahr sprechen, dann bedeutet es, dass heute in unserem Leben ein neues Jahr beginnt. Das stellt eine große Möglichkeit für uns dar. Das Jahr des Affen ist ein Jahr, das von Guru Rinpoche gesegnet ist, ein Jahr, das auf außergewöhnliche Weise in Verbindung mit Guru Rinpoche steht. Im Allgemeinen verweilen die Siegreichen in derselben Weisheit. Anders als für uns gewöhnliche Wesen gibt es für die Buddhas und Bodhisattvas dergleichen nicht, wie ein Tag, der grundsätzlich gut ist, während andere nicht so gut sind.

Wie dem auch sei, haben Leute wie wir, jene, die gezähmt werden müssen, Festhalten an ein Selbst. Wir halten dualistisch fest. Wir konnten die Triplizität nicht überwinden. Deshalb ist dies für Leute wie uns eine heilige Zeitspanne mit Segen. So betrachtet ist das Neue Jahr eine wichtige Zeit in unserem Leben. Deshalb möchte ich diese Gelegenheit nützen und eine allgemeine Unterweisung geben und ich habe ebenso etwas Spezifischeres mit Ihnen zu teilen. Was ist es also nun, das ich mit Ihnen teilen möchte?

Wir erhielten ein kostbares menschliches Leben. Wir haben ein kostbares menschliches Leben, haben sowohl Freiheiten als auch Umstände. Also ist es kein gewöhnliches Leben und deshalb ist es wichtig, es nicht zu verschwenden. Es ist wichtig, dass wir uns so gut wir können anstrengen, um all die guten Taten jeden Tag, gute Dinge und Tugendhaftes zu vollbringen und uns so gut wie wir können anstrengen, all die schlechten Taten und Negativität zu unterlassen. Wir müssen es jetzt tun. Wir müssen es jeden Tag tun, anstatt zu sagen: „Ich werde es morgen tun, oder später.“ Wenn wir das tun, dann verschwenden wir unser Leben einfach so. Also müssen wir von der Zeit unserer Geburt, bis wir sterben, wie ein fliegender Pfeil vorwärts gehen, anstatt uns im Kreis zu bewegen und uns nicht zurückdrehen, sondern einfach vorwärts gehen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, keinen einzelnen Tag zu verschwenden.

Was bedeutet es nur, „keine Zeit zu verschwenden?“ Wir sind Buddhisten, nicht wahr? Also folgen wir Buddha Bhagavat nach, wir folgen dem Dharma nach, den Buddha Bhagavat lehrte, wir folgen der Sangha nach, die die Linie der Unterweisungen Buddha Bhagavats aufrechterhält. Die Unterweisungen Buddhas handeln davon, die zehn negativen Handlungen zu unterlassen, die zehn tugendhaften Handlungen zu verrichten und so weiter, einen reinen Geist zu besitzen. Und, um nun das Herzstück aufzuzeigen: Bodhicitta zu kultivieren und auf Leere zu meditieren. In derselben Weise die Yidams zu praktizieren und allgemeiner gesprochen: Tugendhaftes zu kultivieren und Nicht-Tugendhaftes zu unterlassen. Genauso auch äußerlich, die persönlichen Gelübde der Befreiung, innerlich die Bodhisattva Gelübde und geheim das erhabene Versprechen des Geheimen Mantras, etc. zu bewahren. All das ist wirklich riesig, nicht wahr? Wenn wir die Gelübde kennen, dann müssen wir sie alle befolgen. Sogar, wenn wir nicht alles über sie wissen, dann müssen wir zumindest einige von ihnen kennen. Wir sollten sie nicht nur bloß mit Worten befolgen, nicht nur, indem wir über sie Bescheid wissen oder sie verstehen, sondern müssen sie wirklich in unserem Leben anwenden, jeden Tag. Und wir müssen unser Leben in Übereinstimmung und in Harmonie mit dem Dharma leben. Das ist wichtig. Indem wir das tun, geben wir unserem kostbaren menschlichen Leben eine Bedeutung. All der Verdienst, den wir in unseren vorherigen Leben ansammelten, wird damit nicht verschwendet. Das bedeutet ebenso, unseren Eltern und unseren Lehrern gegenüber dankbar zu sein. Es gibt keine bessere Darbringung an unseren Guru. Also ist es wichtig, das zu tun. Das ist der allgemeine Rat, den ich Ihnen geben wollte. Er ist genau gleich für Mitglieder der Sangha, auch sie müssen das richtig anwenden.

Jeden Tag nehmen dutzende Millionen von Leuten Zuflucht und sagen: „Ich nehme Zuflucht in Buddha, ich nehme Zuflucht in den Dharma, ich nehme Zuflucht in die Sangha.“ Das meint uns, die Mönche, Nonnen und Yogis. Und deshalb müssen wir uns in Übereinstimmung mit dem Titel, den wir innehaben, verhalten. Wenn wir das nicht tun, dann entsprechen wir nicht den Anforderungen. Dutzende Millionen beten jeden Tag zu uns, wenden sich an uns in ihren Wunschabsichten und nehmen Zuflucht in uns. Das ist eine ziemlich schwere Last, die wir tragen. Da wir es nicht können, entstehen alle möglichen Verhinderungen und der authentische Dharma findet nicht statt. Aus diesem Grunde sollten wir unsere Sorgfalt und unsere Anstrengungen darauf anwenden, zum Juwel der Sangha zu werden. Das ist wichtig. Wie tun wir das? Das wissen wir, wenn wir dem folgen, was unser Wurzellama und seine Linienlamas zu uns sagen.

Heute möchte ich etwas Besonderes mit Ihnen teilen. Warum? Weil es in Verbindung mit dem Ort und der Zeit steht, in der wir leben. Wir leben im 21. Jahrhundert und jene, die „Menschen“ heißen, wurden zum Inhaber dieses Planeten. Da wir die Eigentümer unseres Planeten sind, befindet sich unser Planet also unter der Herrschaft der Menschen. Auf Erden gibt es viele Menschengeschlechter, Tierarten, etc. Es gibt Millionen von Insektenarten und alle leben sie unter dem Einfluss von uns Menschen. Aus diesem Grunde und, weil wir wirklich große Macht über sie alle haben, sollten wir richtig handeln.

Wir haben diese Macht aufgrund unseres großen Verdiensts und wenn wir aber nicht ehrlich und in Übereinstimmung mit diesem Status handeln, dann ist das wirklich negatives Karma. Wenn wir negative Handlungen ausführen, dann können wir sehen, dass das, was wir Karma, Ursache und Auswirkung oder Ergebnis nennen, völlig klar ist, nicht wahr? Karma, Ursache und Ergebnis tragen eine Menge Aspekte in sich: Die Erfahrung des Resultats in diesem jetzigen, die Erfahrung des Resultats im nächsten, die Erfahrung in einem späteren Leben, etc.

Ungeachtet der Vielfalt können wir die Verbindung zwischen Ursache, Ergebnis und Karma klar sehen. Das Wichtigste auf unserem Planeten ist das Wetter, nicht wahr? Und wenn es eine große Klimaveränderung gibt, wenn das Wetter schlecht ist, dann gibt es Dürren und die Dürren bedrohen unsere zutiefst grundlegenden, wichtigsten Notwendigkeiten, nicht wahr? Und so, wenn wichtige Klimaveränderungen stattfinden, dann verursachen sie Erdrutsche, Fluten und all diese Dinge. Genauso wächst an Orten, an denen es normalerweise regnet, wenn es nicht regnet, kein Getreide und die Tiere erhalten nicht das Gras, das sie zum Fressen benötigen, etc. Unermessliche Probleme erwachsen daraus. Warme Orte werden kalt und kalte werden heiß. Solche Klimaveränderungen finden statt, nicht wahr? Gäbe es auf Erden keín Wasser, dann könnten wir gar nichts tun. Die Meere enthalten Salzwasser, gleichzeitig aber kommen wir nicht ohne Trinkwasser aus, ohne Wasser wie Quellwasser. Reines Wasser entstammt dem Schnee. Der Schnee kommt vom Meerwasser, das verdunstet und auf hohen Höhen als Schnee und in tieferen als Regen herabfällt. Schnee in hohen Höhenlagen sammelt sich an, um Gletscher, oder den ewigen Schnee zu bilden und daher stammt das Wasser. Und all diese sind heutzutage unabänderlich beschädigt. Wir können es ganz klar anhand von Tibet erkennen. Dem weitläufigsten und größten Hochland der Erde entspringen eine Menge Flüsse und jene, die in Tibet sind, können sehen, wie sich alles veränderte. Es ist dasselbe für all die anderen Orte auf unserem Planeten: Wasser, Wälder, Wüsten, Ebenen, Schneeberge, Seen, alles ist betroffen und sogar die riesigen Meere sind betroffen. Und deshalb müssen wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken. Denn, wenn nicht, dann … Denken Sie nur, wie sehr sich das Weltklima in nur einem Leben veränderte. Es ist solch eine riesige Veränderung! Wie wird es nur in hundert, zwei oder dreihundert Jahren sein, verstehen Sie? Die Verbindung zwischen Handlung und Ergebnis ist unausweichlich und völlig klar. Ein Ergebnis entstammt einer Ursache. Ursache und Auswirkung sind völlig klar. Und deshalb sollte jeder einzelne von uns Verantwortung übernehmen. Wir müssen es tun, so gut wir können und zwar jetzt. Denn wir leben aufgrund des Verdiensts, den wir in der Vergangenheit ansammelten, in einer Welt, in der wir viele der Bedingungen vorfinden können, die wir benötigen, um am Leben zu bleiben. Wir benutzen sie aber und frönen ihrer. Unter uns sind viele, die sie nicht auf dieselbe Art und Weise genießen können, wie wir es tun. Sie frönen ihrer nicht, sie kämpfen und leben ein Leben voll Schwierigkeiten. Es gibt Millionen ihrer, die nicht einmal Zugang zu Trinkwasser, oder genügend zu essen oder einen Platz zum Leben haben. Wir sollten an sie alle denken, wir sollten an all die Lebewesen auf Erden denken. Und so ist es sehr wichtig, der Umwelt Aufmerksamkeit zu schenken.

Damit wir die Umwelt wiederherstellen können, benötigen wir dutzend tausender Jahre und es ist ebenso möglich, dass es an einigen Orten nicht mehr möglich ist, sie wiederherzustellen, wohingegen es anderen Orts Millionen von Jahren dauern wird. Trotzdem ist es aber nicht zu spät. Da wir immer noch in dieser Umwelt lebendig sind, ist es nicht zu spät. Wenn wir alle uns betroffen fühlen, dann können wir diese Welt zu einem besseren Ort machen. Das ist gewiss. Manchmal könnten wir denken: „Ich bin ein einzelner, was kann eine Person alleine ausrichten? Sogar, wenn ich mein Bestes gebe, wird sich nichts verändern.“ Wir denken so, nicht wahr? Das ist ein großer Fehler. Eine Person und noch eine Person und noch eine und so weiter ergeben eine Million, eine Milliarde Menschen. Wenn eine Person nicht zählt, wie können wir dann eine Million erreichen? Wenn jeder darüber nachdenkt, dann denkt jeder auf Erden darüber nach und arbeitet darauf hin. Deshalb glaube ich, dass es sehr wichtig ist.

Gemäß dem Dharma gibt es ein äußeres Universum und die Wesen, die darin leben. Jene, die eine unreine Wahrnehmung haben, sehen die Schneeberge, die sechs Arten von Lebewesen, etc. Das ist nur ihre individuelle Wahrnehmung. Für jene mit reiner Wahrnehmung aber ist es das Mandala der Yidam Gottheiten. Letztendlich sind Körper und Reine Bereiche nicht voneinander getrennt. Das gilt für jene, die den letztendlichen Zustand der Dinge wahrnehmen. Jene, die ihn nicht erkennen, möchten ebenso ein gutes Haus haben. Die Erde ist unser eigenes Haus, nicht wahr? Wir möchten also in diesem Haus gut leben und sollten danach trachten, es für zukünftige Generationen, für die nächsten tausend und Millionen Jahre aufrechtzuerhalten. Es ist sehr wichtig, deswegen betroffen zu sein und dafür zu arbeiten. Und das ist es, was ich im Speziellen mit Ihnen teilen wollte.

Da wir Praktizierende sind, sollten wir immer Karma, Ursache und Ergebnis bedenken. Wir sollten eine altruistische Einstellung anderen gegenüber und im besten Falle das kostbare Bodhicitta haben, was bedeutet, zu denken: „Ich werde selbst, um alle Wesen zum kostbaren Zustand der vollkommenen Buddhaschaft zu führen, den kostbaren Zustand des Vollkommenen Buddha erlangen.“ Sogar, wenn wir nicht genau verstehen, was das bedeutet, müssen wir eine positive Geisteshaltung haben.

Es heißt:
„Mit einer positiven Geisteshaltung sind Orte und Straßen gut.
Mit einer negativen Geisteshaltung sind Orte und Straßen schlecht.
Da alles von unserer Geisteshaltung abhängt, werde ich auf eine positive Geisteshaltung hinarbeiten.“

Alles hängt von unserer Geisteshaltung ab und deshalb ist es wichtig, sich betroffen zu fühlen, indem wir eine Geisteseinstellung, die sich dem Guten zuwendet, haben. Indem wir das tun, vervollkommnen wir die Wünsche und Wunschabsichten der Buddhas und Bodhisattvas. Es ist die Art und Weise, unserer Eltern Güte zurückzuzahlen und es gibt keine bessere Darbringung an unseren Wurzelguru und keine bessere, altruistischere Art, unseren Müttern, den Wesen der sechs Bereiche zu helfen. Seien Sie bitte deshalb alle gütig. Wenn Sie nicht wissen, was Bodhicitta ist, fragen Sie bitte Ihren Guru. Jene, die es verstehen, bewahren Sie es bitte in Ihrem Herzen. Soviel für Buddhisten im Allgemeinen.

Jene Buddhisten, die die Linie des Tibetischen Buddhismus praktizieren; Sie sind alle Praktizierende des Geheimen Mantra, egal, wo auf der Welt Sie leben. Gäbe es kein Bodhicitta, dann gäbe es keine Grundlage für die Praxis des Geheimen Mantra. Fühlen Sie sich deswegen also betroffen. Jene, die Buddhisten sind, bitte halten Sie die buddhistische Sichtweise aufrecht, haben Sie eine buddhistische Geisteshaltung und verhalten Sie sich wie ein Buddhist. Jene, die Mitglieder der Sangha sind, wenn Sie ein Yogi sind, dann seien Sie ein guter Yogi. Wenn Sie ein Mönch sind, seien Sie bitte ein guter Mönch. Wenn Sie eine Nonne sind, seien Sie bitte eine gute Nonne. Alle Tulkus, seien Sie bitte gute Tulkus. Alle Khenpos, seien Sie bitte gute Khenpos. Wenn Sie das tun, dann verbreiten sich Buddhas Unterweisungen und die Wesen leben in Glück und Wohlbefinden. Bitte nehmen Sie sich das alle zu Herzen.

Ein frohes Neues Jahr! Mögen Sie von den Drei Juwelen gesegnet sein! Mögen Sie vom Mitgefühl der Drei Juwelen gesehen sein. Ausgezeichnet. Tashi Deleg.